Die Tibet Terrier Liebhaberzucht mit Herz
Die Tibet Terrier Liebhaberzucht mit Herz 

Dieses hier ist als kleines Vorwort, oder auch  als Anmerkung 

VOR dem  Welpenkauf gedacht!

 

Habe ich mir ALLES gut überlegt, bin ich bereit für das Abenteuer Welpe?

 

Der Fluch der ersten 48 Stunden - ein Welpe kommt

 

Milcheinschuß. Hormonflash. Kindchenschema. Wer kennt das nicht? Tapsige kleine Hundepfoten

watscheln direkt in unser Herz. Vorbei an Hirn und Verstand. Große Kulleraugen in kleinem

rundlichen Köpfchen, wuscheliges Fell und ein Gesichtsausdruck zum Dahinschmelzen. Wenn die

kleine Zunge an unserer Hand leckt, der Blick von unten unseren wunden Punkt trifft und der sich verloren

geglaubte Welpe fiepend suchend umherläuft, spätestens dann ist es um uns geschehen.

 

Kaum ein Hundefreund kann beim Anblick eines Welpen ungerührt feststellen:

Dies ist doch nur ein Hund und wird Deine Gelassenheit und Geduld noch ordentlich strapazieren.

Man macht alles richtig: Man schaut sich viele Züchter und ihre Philosophien an, besucht Internetseiten,

strapaziert erfahrene Hundehalter oder -trainer und ihr Fachwissen, informiert sich umfassend über

Vor- und Nachteile einzelner Rassen. Dieser Hund wird sorgfältig ausgesucht und alles soll perfekt werden.

Man hat genaue Vorstellungen vom Leben mit Hund und erhofft sich einen gesellschaftlich angepassten

und von jedermann gern gesehenem Vierbeiner. Die erfahrenste Hundeschule, die optimale Welpengruppe,

das beste Futter und das schönste Körbchen - nun kann nichts mehr schief gehen. Man war häufig beim

Züchter, hat sich die Mutter und bestenfalls auch den Vater des kleinen angesehen, überprüft, ob auch

gesundheitlich alles sorgfältig untersucht wurde.
Dann ist er da - der Abholtag. Alle sind aufgeregt, freuen sich schon seit Wochen auf diesen Tag und das

neue Familienmitglied. Alles ist vorbereitet und perfekt organisiert. Das Körbchen ist aufgebaut, der

Wassernapf noch schnell mit frischem Wasser gefüllt und der Futternapf bestückt. Die Frau des Hauses

hat bereits ihr Bett im Wohnzimmer aufgeschlagen, daneben eine Kiste, damit der Welpe sich auch nachts

lösen kann. Die Nachbarn wissen Bescheid, die Freunde der Kinder auch. So wird der Kleine gleich alle kennen

lernen, man hat ja nicht so viel Zeit, er muß ja sozialisiert werden. Die Anmeldung in der Welpengruppe

ist erledigt, schon am nächsten Tag am Nachmittag kann der Kleine wieder Kontakt zu Artgenossen haben,

dann ist der Abschied von seinen Geschwistern und seiner Mutter nicht so schlimm.

 

Beim Züchter angekommen, kann man es kaum erwarten, mit dem Kleinen loszufahren. Der ganze Papierkram

ist mühsam aber natürlich notwendig. Dann ist es endlich so weit. Der Welpe wird herausgelassen und läuft

tapsig neugierig auf die Menschen zu. Sofort geht wieder das Herz auf: „Er will mit!“ schießt es einem in den

Kopf.

Doch schon die Rückfahrt ist ein Hieb in die Kerbe: Das schlechte Gewissen, eben noch unter dem Eindruck

der Begegnung vergraben, meldet sich wieder zu Wort: „Wir reißen ihn aus seiner Familie!“. Er weint

und krabbelt auf dem Schoß des Beifahrers herum, versucht aus dem Fenster zu schauen, ist unruhig

und findet nicht in den Schlaf. Vielleicht wird ihm sogar schlecht und er muß erbrechen, der kleine Kerl.

Man würde ihm doch so gerne helfen, versucht alles dafür zu tun, daß es ihm besser geht - doch der Gedanke,

das könnte nur seine Mama nagt zusätzlich am Gewissen.
Zuhause endlich angekommen, geht man direkt mit ihm die Straße entlang, damit er sich endlich lösen kann.

So lernt er gleich seine Gassistrecke kennen. Lösen tut er sich nicht, naja, vielleicht ist er zu aufgeregt.

Also dann in den Garten. Doch auch hier klappt es nicht. Nun geht man mit ihm in das Haus, setzt ihn im

Flur ab, damit er sich alles ansehen kann. Vorsichtig, den Bauch flach an den Boden gedrückt, bewegt er sich

vorwärts. Ängstlich lugt er um die Ecke. Man läuft vor, lockt ihn ein wenig, bietet ihm vielleicht ein

Leckerchen an, damit er doch ins Wohnzimmer käme. Er darf sich alles ansehen und beschnuppern.

 

Der erste See landet auf dem Teppich. Die Nachbarn kommen und Freunde, um den Welpen zu begrüßen.

Alle geben ihm etwas aus der Hand, streicheln ihn, damit er etwas Positives mit ihnen verbindet und Menschen

toll finden wird.
Die nächsten Tage und Wochen unternimmt man mit dem Welpen schon viele Ausflüge, weil er jetzt

am Besten lernt. Die Frau des Hauses hat sich extra frei genommen, damit der Welpe möglichst intensiv

betreut werden kann und sich schnell eingewöhnt. Er soll möglichst schnell stubenrein werden,

damit man ihn, wenn man wieder arbeiten muß, auch alleine lassen kann.

Die Welpenschule wird zweimal in der Woche besucht, damit er unterschiedliche Rassen kennenlernt
und erfährt, wie man mit ihnen kommuniziert und umgeht. Morgens geht er mit, wenn die Mutter
die Kinder in die Schule bringt, so kann man den Gassigang gleich mit dem Schulweg kombinieren.
Doch schnell kommen die ersten Probleme: Der Welpe will nicht mitgehen, er blockiert, sobald es aus
der Haustür herausgeht. Er lässt sich auch nur kurz mit Leckerchen überreden, weiterzulaufen. 
 
Im Haus ist nichts vor ihm sicher: Er schnappt sich alles, was herumliegt und das ist bei zwei Kindern nicht
wenig. Er hat auch schon eine Socke zerkaut, Frauchen konnte sie gerade noch aus seinem Maul pulen,
einen Teil hatte er wohl schon geschluckt. Doch auch Tischbeine und die Holzstühle sind nicht vor
ihm sicher. Sie tragen schon Zahnabdrücke. Und wenn Frauchen in die Küche geht oder auf Toilette,
läuft er ständig hinter ihr her. Kommen dann die Kinder aus der Schule, ist die Aufregung auf beiden Seiten
groß, der Kleine springt an den Kindern hoch und die Jüngste ist auch schon hingefallen. Leider beißt der
Welpe auch in die Schnürsenkel und Hosenbeine der Kinder. Dazu wird man die Hundeschule befragen und hören: Das ist ganz normal, das gibt sich. Anspringen kommt vom submissiven Verhalten der Welpen, das machen die, um das Futterwürgen hervorzurufen.
 
Der Welpe wird älter und größer, die Probleme auch. Im Haus ist eigentlich noch alles ok, aber draußen
benimmt er sich zunehmend auffälliger. Er bellt beim Anblick von Artgenossen, hasst den Postboten und
Menschen, die am Grundstück vorbei gehen. Er regt sich bei jedem Geräusch extrem auf und wenn
Frauchen auf dem Spaziergang eine Freundin trifft, muß sie Abstand halten, weil der Hund sonst die
Kleider beschmutzt. Die Leinenführung ist schwierig, weil er ständig in die Leine beißt und manchmal
dabei auch die Hand von Frauchen erwischt. Die Kinder können nicht mehr mit ihm gehen, weil die
Gefahr zu groß ist, daß er sie verletzt. Aus dem niedlichen kleinen Wuschelhund ist ein ernst zu nehmendes
Problem geworden.

Wenn wir Hunde adoptieren, gibt es Erwartungen. Der Mensch erwartet die Erfüllung seiner persönlichen
Wünsche. Das können ganz unterschiedliche sein: Selbstbestätigung, Freizeitgestaltung, Mutter- oder
Vaterliebe, Gesellschaft, Verantwortung...um nur einige Beispiele zu nennen.

Doch auch der Hund hat eine Erwartung: Er hat eine natürliche Erwartung an sein zukünftiges Leben.
Diese Erwartung kann natürlich nur eine hundliche sein. Wie würde denn das Leben in einer hündischen
Familie aussehen? Schauen wir nochmal auf die Zeit beim Züchter: Der Welpe kommt zur Welt und die
ersten Tage bis etwa zur 6./7. Woche werden seine Grundbedürfnisse bedingungslos vom Muttertier
gestillt: Sie ist fürsorglich, stillt den Hunger, sorgt für Sicherheit und Pflege. Ab der 6./7. Woche etwa
ist das Leben im Schlaraffenland für den Welpen vorbei: Die Mutter beginnt mit der Erziehung und stellt
für das weitere Zusammenleben mit ihr Regeln auf: Sie setzt Tabus und begrenzt die zunehmend agileren
Welpen, indem sie sie einholt, eventuell anstupst, sich beim Streit dazwischen drängelt und auch mal das
Verhalten der Welpen korrigiert.
Hündische Kommunikation zwischen den Elterntieren und den Welpen wird zunächst sehr deutlich,
scheinbar grob dabei aber unmißverständlich ausgeführt, wird jedoch mit der Zeit immer feiner, daß
am Ende für den Menschen fast nicht mehr wahrnehmbare Signale gesendet werden. Der Welpe hat bis
dahin längst gelernt, was die Mama ihm „sagen“ will. Kommt der Welpe nun mit 8 oder 10 Wochen zum
Menschen, hat er natürlich mindestens die Erwartung, daß das, was seine Mama bis dahin begonnen hatte,
nun vom Menschen weitergeführt wird. Er erwartet zu Recht, daß er neben Fürsorge und Pflege, neben
Nahrung und Sicherheit auch Erziehung und Regeln erhält.
Er wird danach suchen, wer in der neuen
Gruppe für diese Aufgaben zuständig ist, wer die Regeln aufstellt und einfordert. Wer das Futter verwaltet
und zuteilt, wer für Sicherheit zuständig ist und wer nicht. Kurz gesagt: Wer ist Eltern, wer ist Kind?

Beide Rollen sind gekennzeichnet durch bestimmte Attribute und Verhaltensweisen der Gruppenmitglieder.
Anhand dieser kann der Welpe erkennen, welche Rolle - Elternteil oder Kind? - bereits besetzt ist.
 
Daraus ergibt sich für ihn die noch unbesetzte Rolle. Schließlich kommt er neu in diese bereits
bestehende Gruppe und da tut man gut daran, sich zurückzunehmen, möglichst unauffällig zu sein und
kein Aufsehen zu erregen.
Würde derWelpe durch welches Geschehen auch immer, in ein fremdes Rudel geraten, wäre er in höchster
Lebensgefahr. Instinktiv nimmt er sich zurück und ist vorsichtig, unauffällig.

Was nun passiert mit dem Welpen tatsächlich, wenn er von Menschen adoptiert wird? Eigentlich genau das
Gegenteil von dem, was er erwartet: Menschen stellen den Welpen in den Mittelpunkt, sind aufgeregt.
Sie benehmen sich selber wie Welpen, indem sie sich viel aber vorsichtig bewegen, Stresshormone
produzieren, den Welpen ständig anschauen und mit hoher Stimme sprechen. Außerdem werfen sie
inflationär mit Futter um sich, wo doch die Mutter gerade zwei Wochen vorher damit begonnen hatte,
über Futter mit dem Welpen zu kommunizieren und ihm klar zu machen, daß Ressourcenverwaltung
den Elterntieren obliegt und keine Aufgabe für Hundekinder ist.

Sie bringen den Welpen in Lebensgefahr, denn jeder Gassigang signalisiert dem Welpen mit all den
Geruchsmarkierungen der Nachbarshunde: Dieses Gebiet ist bereits besetzt - verschwinde hier, wenn
Dir dein Leben lieb ist. Sie überfordern den jungen Hund mit Aktivitäten und Besuchern, so kommt er
nicht zur Ruhe, kann nicht das Erlebte im Schlaf verarbeiten und wird ständig mehr überreizt.
Sie erlauben fremden Menschen, den Hund anzufassen und damit immer wieder in seine Individualdistanz
einzudringen.So lernt der Hund, daß nicht die Ersatzeltern auf ihn aufpassen, sondern er für sich selber
auftreten muß. Er wird von seinen Menschen ständig mit fremden Artgenossen konfrontiert, wo doch seine
Mutter dafür sorgen würde, daß genau das nicht passiert. Fremde Artgenossen bedeuten eine Gefahr
für die ganze Gruppe. Die Tatsache, daß der Mensch, seine eigentliche Bezugsperson, ihn in diese
Situationen bringt, hat wesentlichen Einfluß auf die Beziehungsqualität.

Der junge Hund muß auf seinen eigenen vier Beinen die Welt erkunden, die für ihn so viele Gefahren
bedeutet. Ihm bleibt nichts anderes übrig als für sich alleine aufzutreten, eigene Strategien in bestimmten
Reizsituationen zu entwickeln und diese für sich zu verfeinern. Denn wenn eines stimmt, dann ist es
das: Verhalten, das erfolgreich ist, wird öfter gezeigt. Und nicht nur öfter, sondern auch heftiger und
in den einzelnen Situationen schneller. Ich nenne das den Fluch der ersten Stunden. Würden Welpen
bei ihrer Adoption das erleben, was sie erwarten, wären Hundetrainer arbeitslos.

Short News : 12.03.2024

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